Der Himmelsbote

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Die Geschichte spielt in einer nicht all zu fernen Zukunft und behandelt das Leben einer zukünftigen Zivilisation, die sich aus den Fängen des Irrtums und der Gier befreit hat.

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Sie stiegen aus dem Wagen, den Akasha an der Küste parkte. Er reichte Swapan ein Fernglas und zeigte auf die Ansammlung riesiger Gebäude, gehüllt in Rauch und Nebel auf der anderen Seite des Meeres. „Was ist das?“ „Das ist eine Großstadt.“ „Ja ich habe davon gehört. Aber was ist mit dem Himmel?“

„Du siehst sie mit deinen leiblichen Augen, doch was dort vor sich geht würde dein leibliches Herz nicht ertragen, Die Bewohner dieser Stadt sind nicht mehr auf der Erde zuhause. Die Sonne verdunkelt am Tag, die Sterne überstrahlt bei Nacht. Sie kennen nichts als die Verstandeswelt. Die Erinnerung reicht nicht länger als bis zum letzten Tag. Ihre Religion ist der Augenblick und die Begierde. Empathie und Mitgefühl sind für sie Aberglaube und Träumerei. Sie erleben eine kollektive Amnesie und schauen in technische Bilder, erzeugt von der herrschenden Elite. Alles was sie nicht auf ihren Bildschirmen gesehen haben, versetzt sie in Angst und Schrecken. Alles das geistig oder seelisch ist, wird von ihnen als krank gesehen.

Sie glauben, die Sonne macht sie krank, sie glauben, die Natur macht sie krank, sie glauben, andere Menschen machen sie krank. Sie denken, der Mensch sei nur eine unvollkommene Maschine. Jeder kämpft gegen den anderen. Doch die meiste Zeit leben sie in ihrer technischen Hölle, in der sie unaufhörlich die Schlüsselreize des menschlichen Leibes bis ins unendliche Missbrauchen. Sie flüchten sich in eine virtuelle Welt aus Gewalt und Geschlechtlichkeit. Glauben sich in Allwissenheits- und Allmachtsfantasien zu erleben, doch erleben nichts als einen primitiven Traum, ein Schattenbild ihrer Seele. Denn eine Maschine kann nichts Neues erschaffen. “

„Wer sind diese Herrschenden?“ Akasha schwieg für eine Zeit und schaute zum höchsten Turm, der sich wie eine schwarze Nadel aus dem Rauch erhob und die Wolkendecke durchdrang. „Über sie darf nicht ohne die Anwesenheit eines Priesters gesprochen werden. Allein sie zu benennen würde dich besessen machen von ihrem Wahn.“ Swapan überlegte einen Moment und fragte:

„Wenn sie so mächtig sind… sind sie denn keine Bedrohung für unser Königreich?“

Vor siebzig Jahren hatten sie die ganze Welt in ihren Klauen, sie versuchten eine Weltregierung zu etablieren und die Menschheit mit ihren Zaubern zu unterwerfen. Ihre Flüche hetzten Arm gegen Reich, Jung gegen Alt, Mann gegen Frau, die verschiedensten Meinungen und Glauben wurden alle nur auf ihre Unterschiede gesehen, aber niemals schauten die Menschen auf ihre Gemeinsamkeiten. Jeder versuchte sich von dem anderen zu distanzieren, um ja nicht die falschen Gedanken zu denken. Dialektisches Denken war ihnen ein Fremdwort. Was sie denken nannten, war das bloße wiederholen von Phrasen, die ihnen immer wieder in der Außenwelt indoktriniert wurden. Die Wenigsten hatten eine eigene innere Welt, eigene Bilder und Träume. Die Magie war aus ihrem Weltbild verbannt, weshalb sie nicht merken konnten, welcher Beeinflussung sie anheim gefallen waren.
Doch bestimmte Individuen verkörperten sich in ihren Reihen und bildeten Kolonien, in denen sie diejenigen sammelten, die dem Zauber noch nicht unterlagen und selbst sich noch etwas Seelisches erhalten hatten. In ihrem Inneren erhielten sich die Botschaften die sie brauchten um sich Widersachern zu erwehren. Vielmehr wussten sie, dass alles was die Gegenkräfte taten, sie nur noch mehr darin bestärkten eine Welt mit Geist und Seele zu schaffen. Es wurde versucht, alles zu überwachen und zu kalkulieren, doch sie können den Geist nicht berechnen, seinen Fügungen sich nicht erwehren.
Nach einiger Zeit konnten sie ihr Herrschaftssystem nur noch in den Großstädten aufrecht halten, und dann taten sie alles um sich von der äußeren Welt abzuschneiden.

Seitdem wachsen die Städte unaufhörlich weiter ins innere der Erde und in die Wolken. Milliarden von Menschenkadavern, die gerade noch so am Leben gehalten werden. Nur einige wenige können sich noch aus den Städten retten oder im nächsten Leben außerhalb verkörpert werden. Der Rest der Seelen ist verloren für die Evolution bis zum Ende dieser Erdenrunde.“

 

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